Montag, 26. Februar 2007

Hausaufgabe - Brief an Werther

Lieber Werther,
als ich deinen Brief las, war ich zutiefst bedrückt. Von deiner Demütigung zu erfahren, verletzte auch mein Herz sehr.
Deswegen möchte ich versuchen dir einen Rat zu geben, um dir in dieser schwierigen Zeit beizustehen. Deinen Vorschlag, dir ein Messer ins Herz zu bohren, schlage dir schnell aus dem Kopf, denn ich sage dir mein Freund, was dümmeres könnte man in deiner Lage nicht machen.
Der Verstoß aus der Gesellschaft ist für dich die Befreiung aus allen politischen und wirtschaftlichen Fesseln. Du genießt eine Freiheit, nur nur wenige erlebt haben, doch auch nur wenige erleben wollen, denn sie birgt die Gefahr einer Unsicherheit, da du jetzt nicht mehr den Schutz und die Geborgenheit als Mitglied einer Gruppe genießen kannst.
Ich will versuchen dir dein Erlebnis dahingehend, so weit ich in der Lage dazu bin, zu erläutern.
Du magst verwirrt sein und dich fragen was du vom Verhalten des Grafen und des Fräuleins halten sollst, doch ich will dir sagen, dass sie dir zwar wohlgesonnen, jedoch auch ein Produkt der Gesellschaft sind. In Zweisamkeit sind sie zutraulich, doch in Gesellschaft verhalten sie sich abweisend dir gegenüber. Um das zu verstehen, musst du annehmen was ich dir über die Freiheit gesagt hab. Das war, ich will es mal so nennen, eine Schutzreaktion der beiden. Sie verstoßen dich, beugen sich dem Druck der anwesenden Gesellschaft, um nich selbst von selbiger verstoßen zu werden.
Das mag dich erzürnen, da die Menschen die dir nahe stehen ihre eigenen Interessen und den Willen der sie umgebenden über dein Wohl stellen, doch rat ich dir dieses Ereignis nicht zu überwerten und darauf eine Dummheit folgen zu lassen. Bleibe ruhig, ignoriere die Reaktion des Volkes und ihr Beileid und versuche in nächster Zeit dich vom Adel fernzuhalten, wenigstens solange bis sich die Wogen der Empörung gelegt haben.
In der Hoffnung bald wieder einem glücklichen Werther zu lauschen,
dein Wilhelm.